- Suchtmedizinische Grundversorgung
- Organisation & Inhalte
Organisation
Das Curriculum umfasst 50 Unterrichtseinheiten (UE) á 45 min und wird in 2 Modulen durchgeführt.
Modul 1 findet an 2 Tagen statt (Sa/So), je 10 UE.
Modul 2 findet an 3 Tagen statt (Fr/Sa/So), je 10 UE.
Die ganze Seminarreihe wird als Live-Online-Seminar durchgeführt.
Meet the expert: regelmäßige Online-Abendrunden mit Prof. Passie
Die Absolventen der Lehrgangsreihe haben die Möglichkeit, an virtuellen Meetings mit Prof. Passie teilzunehmen.
Die Zusendung der Zugangsdaten an Teilnahmeberechtigte erfolgt durch AIM.
Das Curriculum entspricht den Richtlinien der Musterweiterbildungsordnung der Ärztekammer Niedersachsen. Sie schließt mit einem Zertifikat ab.
Anmerkung zur Kammerprüfung:
In der neuen WBO wurde 2020 für die Suchtmedizinische Grundversorgung eine Kammerprüfung eingeführt, die als kollegiales Gespräch gestaltet wird. Jegliches prüfungsrelevante Wissen ist in unserem Kursprogramm integriert.
Inhalte Curriculum Suchtmedizinische Grundversorgung
Suchterkrankungen, sowohl durch legale als auch durch illegale Drogen, stellen besondere Anforderungen an die Qualifikation von Ärzten in der Grundversorgung. Der Vorstand der Bundesärztekammer hat im September 1998 eine besondere Fachkunde „Suchtmedizinische Grundversorgung” beschlossen. 2003 wurde diese Qualifikation durch Beschluss des Deutschen Ärztetages als Zusatzbezeichnung in die (Muster-) Weiterbildungsordnung aufgenommen.
Diese Zusatz-Qualifikation soll der Vermittlung, dem Erwerb und dem Nachweis von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in der Prävention, Diagnostik, Therapie und Frührehabilitation von Suchterkrankungen dienen, welche über die im jeweiligen Gebiet aufgeführten Inhalte hinausgehen.
Das vorliegende Curriculum orientiert sich inhaltlich am (Muster-) Kursbuch „Suchtmedizinische Grundversorgung“ der Bundesärztekammer, Stand: 24.09.2010 (Beschluss des Vorstands der Bundesärztekammer).
- Zugleich berücksichtigt dieses Curriculum der AIM die Veränderungen und neue
Entwicklungen in der suchtmedizinischen Versorgung des letzten Jahrzehnts. - Dies wird durch die Auswahl des Dozententeams gewährleistet, die in diesem Bereich über eine internationale Expertise
verfügen.
Musterstundenplan
Der Musterstundenplan erfolgt analog der WBO, Stand 2021.
Im Rahmen unseres Gestaltungsspielraums werden zusätzlich additive komplementäre Konzepte vermittelt (NADA– Protocol der National Acupuncture Detoxification Association, Detox-Therapie, Mikronährstoff-Substitution)
Wochenende 1 Samstag
Grundlagen 1
- Aufgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung
- Aufgaben der Rentenversicherung
- Aufgaben der Sozialhilfeträger
- Auswirkungen der Zuständigkeit verschiedener Kostenträger auf die Versorgung
- Die Versorgungssysteme für Menschen mit Suchtmittelmissbrauch oder -abhängigkeit
- Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention
- Unterschiedliche Aufgaben der Grundversorgung und der suchtspezifischen Versorgung in
der Suchtmedizin - Aufgaben des Suchtkrankenhilfesystems
- betriebliche Suchtkrankenhilfe
- Komplementäre Hilfen
- Rechtliche Grundlagen der Versorgungs- und Behandlungsangebote inkl. Substitution mit
Ersatzstoffen, Psych. KG der Länder, § 64 StGB, BtMG
Grundlagen 2
- Kulturgeschichte des Gebrauchs von Suchtmitteln
- Individuelle Entwicklung des problematischen Suchtmittelkonsums (Ursachen, Verlauf,
biopsychosoziale Grundlagen) - Epidemiologie von Suchterkrankungen und riskantem Gebrauch
- Alkohol, Tabak, Medikamente, Illegale Drogen
- Allgemein, geschlechtsspezifisch, altersgruppenspezifisch
- Volkswirtschaftliche Bedeutung von Suchterkrankungen
- Prävalenz von problematischem Suchtmittelkonsum (einschließlich riskantem Gebrauch) im medizinischen Versorgungssystem
- Alkohol, Tabak, Medikamente, Illegale Drogen
- Allgemein, geschlechtsspezifisch, altersgruppenspezifisch - Diagnosekriterien für schädlichen Gebrauch/Missbrauch und Abhängigkeit
- Nichtstoffgebundene Suchterkrankungen
- Phasenbezogene Motivation von Menschen mit problematischem Suchtmittelkonsum
- Compliance
- Bedeutung der Familie und des sozialen Umfelds (u.a. Co-Abhängigkeit)
- Hierarchie von Behandlungszielen
Wochenende 1 Sonntag
Alkohol | Tabak
Grundlagen
- Möglichkeiten und Grenzen von Ärzten bei der Behandlung von Patienten
mit problematischem Alkohol- und Tabakkonsum
Erkennen: Früherkennung / Diagnostik / Folge- und Begleitprobleme
- Früherkennung: Instrumente, Klinik, Labor
- Diagnostik des riskanten und schädlichen Alkoholkonsums und der Alkoholabhängigkeit
- Diagnostik der Nikotinabhängigkeit
- Körperliche, psychische und soziale Folge- und Begleitprobleme
- Entzugssyndrome
- Kombinierter Alkohol- und Medikamentenkonsum
- Komorbidität von psychischen Störungen und Alkoholmissbrauch bzw. –abhängigkeit
Behandlungsaspekte
- Kontrolliertes Trinken
- Behandlung des Alkoholentzugssyndroms
- Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigkeit
- Stellenwert der Anticraving-Therapie
- Unterstützung der Raucherentwöhnung
Vermitteln
- Ambulante und (teil-)stationäre Beratungs- und Behandlungsangebote
- Indikationen für Vermittlungen
Medikamente
Grundlagen
- Psychosomatische Konzepte vegetativer Funktionsstörungen
- Verschreibungspraxis
- Selbstmedikation
- Chronifizierungsprozesse psychosomatischer Störungen
- Pharmakologie von Medikamenten mit Missbrauchs- und Abhängigkeitspotential:
Benzodiazepine / Barbiturate und Clomethiazol / Amphetamine und andere Aufputschmittel / Analgetika / Laxantia / Anabolika / sonstige psychotrope Substanzen - Sekundäre Abhängigkeitsentwicklung im Kontext ärztlich geführter medikamentöser Behandlung: bei Schlafstörungen / bei Schmerzsyndromen / bei Depression und anderen psychischen Störungen
- Möglichkeiten und Grenzen von Ärzten und Ärztinnen bei der Behandlung von Patienten und Patientinnen mit problematischem Medikamentenkonsum
Wochenende 2 Freitag
Medikamente, Teil 2
Erkennen: Früherkennung / Diagnostik / Folge- und Begleitprobleme
- Diagnostik von schädlichem Gebrauch/Missbrauch und Abhängigkeit
- Körperliche, psychische und soziale Folge- und Begleitprobleme
Behandlungsaspekte
- Medikamentenentzugssyndrome
- Rückfallprophylaxe bei Medikamentenabhängigkeiten
Vermitteln
- Ambulante und (teil-)stationäre Beratungs- und Behandlungsangebote
- Indikationen für Vermittlungen
Illegale Drogen, Teil 1
Grundlagen
- Illegale Drogen und die Rolle der medizinischen Primärversorgung
- Pharmakologie der am häufigsten gebrauchten illegalen Drogen: Opiate Opioide und ihre Antagonisten
- Kokain / Illegale Amphetamine / Halluzinogene / Cannabis, u.a.
- Pharmakologie der Substitutionsmedikamente und der Opiatantagonisten: Methadon/ Levomethadon / Levacetylmethadol (LAAM) / Dihydrocodein/Codein / Buprenorphin, u.a.
- Verfahren zum Drogenscreening
- Körperliche, psychische und soziale Folge- und Begleitprobleme / Entzugssyndrome
- Polytoxikomanie
- Komorbidität von psychischen Störungen und Drogenmissbrauch/-abhängigkeit
Illegale Drogen, Teil 2
Behandlungsaspekte
- Drogenentzugssyndrome
- Abstinenzorientierte Behandlung bei Drogenabhängigkeiten
- Substitution
- Die ambulante Behandlung mit Methadon inkl. Verlaufskontrolle und Labordiagnostik
- Substitutionsbehandlung bei HIV-Infizierten und AIDS-Erkrankten
- Schwangerschaft und Substitution
- Umgang mit Rückfällen und Beigebrauch
- Organisatorische Probleme bei der Betreuung Drogenkranker in der hausärztlichen Praxis
- Opiatantagonisierung
- Weitere Behandlungsstrategien (z.B. Akupunktur)
Vermitteln
- Ambulante und (teil-)stationäre Beratungs- und Behandlungsangebote
- Indikationen für Vermittlungen
Wochenende 2 Samstag
Substitution mit Diamorphin
- Pharmakologie des Diamorphins (DAM)
- Ergebnisse der Evaluationsstudie zu den Modellprojekten „Heroingestützte Behandlung Opiatabhängiger“
- Besonderheiten der Substitution mit DAM auf Grundlage der BtMVV, der Richtlinien der BÄK und der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses zu Untersuchungs- und Behandlungsmethoden der vertragsärztlichen Versorgung
- Besonderheiten der Beigebrauchskontrollen bei einer Substitution mit DAM
- Besonderheiten der Patientenaufklärung und Dokumentation
- Notfälle in der Substitution
- Begleitende Hilfen
- Erfordernisse an Einrichtungen zur Substitution mit Diamorphin
Motivierende Gesprächsführung, Praktische Umsetzung
Beraten I: Arzt-Patient-Beziehung
- Einstellungen gegenüber Patienten mit problematischem Suchtmittelkonsum
- Positive und negative Behandlungserfahrungen
Beraten II: Motivierende Gesprächsführung
- Grundprinzipien motivierender Gesprächsführung
- Strategien motivierender Gesprächsführung
- Methoden
- Inhalte
- Kurzinterventionen in der medizinischen Primärversorgung
Wochenende 2 Sonntag
Motivierende Gesprächsführung, Praktische Umsetzung
- (Früh-)Erkennung und Diagnostik im Alltag der Praxis und des Krankenhauses
- Motivierende Gesprächsführung im Alltag der Praxis und des Krankenhauses
- Umgang mit Rückfällen/ Wiederaufnahmen von Problemverhalten
- Schwierige Beratungs-/Behandlungssituationen
- Umgang mit Widerstand und „Fallen“ im Beratungsgespräch
- Motivierende Gesprächsführung mit Angehörigen
- Kontinuierliche Zusammenarbeit des Arztes mit dem Suchtkrankenhilfesystem
- Psychosoziale Betreuung im Rahmen der Substitution bei Opiatabhängigkeit
- Unterstützung bei Entzug und Entwöhnung
Zusatzangebot - Nur für Teilnehmer Meet the Expert
An folgenden Terminen haben die Teilnehmer des Lehrgangs "Suchtmedizinische Grundversorgung" die Möglichkeit an einem gemeinsamen virtuellen Meeting mit Herrn Prof. Dr. med. Torsten Passie teilzunehmen. Es können aktuelle Fälle oder aufkommende Fragen besprochen werden.
Das Angebot gilt nur für Absolventen der vollständigen Lehrgangsreihe (Modul 1+2 = 50 UE).
Nächste Termine:
Mittwoch 06.04.2022: 18.30-20.00 Uhr
Mittwoch 04.05.2022: 18.30-20.00 Uhr
Mittwoch 01.06.2022: 18.30-20.00 Uhr
Mittwoch 06.07.2022: 18.30-20.00 Uhr
Weitere Termine folgen in Absprache mit den Teilnehmern.
Förderung

Finanzielle Förderung der Kursgebühren
Gibt es eine(n) Zuschuss/ Förderung von den Kassenärztlichen Vereinigungen bei der Zusatz-Weiterbildung Suchtmedizinische Grundversorgung?
Die Kosten des Erwerbs der Zusatzbezeichnung „Suchtmedizinische Grundversorgung“ wird in einigen Bundesländern mit einem Einmalbetrag in Höhe von maximal 1.000 Euro - zur nachträglichen Erstattung der Teilnahmegebühren sowie für entsprechende Prüfungsgebühren und sonstige Aufwendungen - gefördert.
Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an Ihre KV.
